Ausstellung: Resonanzen
02.03.2013
Am Samstag, 02. März 2013 wird um 11.00 Uhr in der Goethe Galerie in Bozen die Ausstellung von Gotthard Bonell „Resonanzen“ eröffnet.
Gotthard Bonell ist in allen klassischen Genres der Malerei zuhause. Seine Sujets sind seit den 70er Jahren Porträts, Stillleben, Körperfragmente und seit einigen Jahren auch Landschaften. Alle diese Genres stehen gleichberechtigt nebeneinander, sein malerisches, zeichnerisches und grafisches Lebensthema aber ist der menschliche Körper. Alles Menschliche spielt sich bei ihm auf dem Körper ab, er konzentriert sich völlig auf die pure Physis, auf die Fleischlichkeit, die sprachlose Sprache des Leibes, das Elementare, dem wir von der ersten bis zur letzten Stunde des Lebens ausgesetzt sind. Er schönt nichts, er verabscheut Sentimentalität, er psychologisiert nicht, er konfrontiert den Betrachter ohne alle Umschweife mit der Erotik und den Schrecken der Körperlichkeit. Das Gebilde aus Haut, Fleisch, Knochen, Sehnen und Nerven ist der Schauplatz der dunklen Versuchungen, der erotischen Maskierungen, aber auch der Vergänglichkeit und Fragilität der menschlichen Existenz.
In seinem neuen Zyklus mit dem Titel „Resonanzen“ schlägt er einen völlig neuen Weg ein. Erstmals befasst er sich mit der Collage, die durch den Kubismus zum experimentellen Medium schlechthin für die Kunst des 20. Jahrhunderts wurde und die radikalsten Umwertungen des Bildbegriffs hervorbrachte. In der nicht zufällig parallel zum Film entstandenen Technik der Collage werden bildfremde Materialien wie Zeitungsausschnitte oder Fotografien in das Bild eingefügt, wobei das Material die Spuren seiner Herkunft bewahrt.
Gotthard Bonell knüpft in seinem Zyklus an die klassische Collagetechnik an, allerdings mit einem wesentlichen Unterschied: Er verwendet nicht fremdes Material, sondern steigt in die Tiefen seines eigenen Werkes hinab. In einem komplexen Prozess des Suchens und Auswählens arbeitet er sich durch sein Bildarchiv durch, klebt Bruchstücke daraus zu einem neuen Bildganzen zusammen und lässt das Material in eine surrealistische Erkundung des Vor- und Unbewussten kippen. Vieles, nicht alles, was im Laufe seines künstlerischen Werdegangs entstanden ist, wird noch einmal aus dem Depot geholt, geklebt, übermalt, grafisch ergänzt – das Bild wird zum Palimpsest, zur Summe, zum Resonanzraum eines Lebenswerkes. Das Konzept der Collage ist dabei weniger eine künstlerische Technik als ein Blick in die Brüche, Ritzen und Spalten der eigenen Bilderwelt, um das Verdeckte, Verborgene und Versteckte unter der Oberfläche freizulegen.
Wie nie zuvor in Bonells Werk kommt in den neuen Bildern das große Tier namens „Unbewusstes“ ins Spiel. Waren seine Bilder bislang von einer perfekten Beherrschung der Mittel und präziser Ausarbeitung der Oberflächen geprägt, so verstrickt er den Betrachter in den Collagen ins Unbewusste der Kunst. Dessen Wege sind verschlungen, aber auch befreiend.
(Heinrich Schwazer)